„Das Gebäude war mein Baby, ich habe darauf aufgepasst, wie auf meine eigenen Augäpfel.“ Das sagt Philipp Schmidt und wer den ehemaligen Anpfiff Koordinator für Schule, Beruf und Soziales in Kirchheim schon einmal inseinem Element erlebt hat, der glaubt ihm diese Aussage aufs Wort.

 




SG Heidelberg-Kirchheim – ein Verein, eine Erfolgsgeschichte

Der SGK-Einstieg bei Anpfiff ins Leben

Seit 18 Jahren schreiben Anpfiff ins Leben und die SG Heidelberg-Kirchheim an ihrer Erfolgsgeschichte. Das hat einige erzählenswerte Kapitel erschaffen, für die wir auf Spurensuche gegangen sind.

Untrennbar mit der SG Heidelberg-Kirchheim ist Uwe Hollmichel verbunden. Und das seit vielen, vielen Jahren. Der Verein liegt ihm am Herzen und damit die Menschen, die das Vereinsleben rundherum aktiv mitgestalten. Wenig überraschend, dass Hollmichel die entscheidende Kraft war, als die SGK ein Teil von Anpfiff ins Leben wurde.

Die Geschichte beginnt 2006, als Dietmar Hopp das Stadion der TSG Hoffenheim ursprünglich in Heidelberg bauen wollte. „Anton Nagl, damaliger Vorsitzender von Anpfiff ins Leben, hat im Zuge dessen Kontakt zu mir aufgenommen und gefragt, ob wir als SGK dieses Vorhaben unterstützen würden“, erzählt Hollmichel rund 18 Jahre später. Dass der Klub aus dem Heidelberger Süden dem positiv gegenüberstand, liegt auf der Hand. Er führt weiter aus: „Natürlich waren wir mit an Bord und letztlich sehr traurig, als der Heidelberger Gemeinderat dagegen votiert hat.“

„Anton Nagl kam daraufhin auf uns zu und hat gesagt, dass Dietmar Hopp uns einen Kunstrasen stiften möchte, weil wir die Stadionpläne für Heidelberg so sehr unterstützt haben“, sagt Hollmichel, der es aber nicht bei diesem einen Platz belassen, sondern mit seinem Verein das umsetzen wollte, wofür Anpfiff steht: „Wir haben beschlossen, dass wir, wenn wir schon einen Platz von der Dietmar-Hopp-Stiftung bekommen, auch gerne das Konzept von Anpfiff in unseren eigenen Räumen umsetzen wollen.“
Danach ging alles ganz schnell. 2009 wurde der Kunstrasen bei der SGK eingeweiht und ab 2010 fungierte die SG Heidelberg-Kirchheim offiziell als Jugendförderzentrum von Anpfiff ins Leben. Davon profitierte selbstverständlich die Jugendarbeit, von 170 Kindern und Jugendlichen wuchs die Nachwuchsabteilung in den vergangenen 14 Jahren auf aktuell rund 500 an.

Ein so schnelles Wachstum auf personeller Ebene erfordert zwangsläufig größere und funktional eingerichtete Räumlichkeiten. Das Ganze nicht nur um den sportlichen Bereich weiter wachsen zu lassen, sondern gleichzeitig auch der Schule, dem Sozialen und den beruflichen Inhalten, die Anpfiff ins Leben fordert und fördert, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

In den Anfangsjahren stemmte die SGK das alles in den eigenen Räumlichkeiten, die mit der rasanten Entwicklung des Jugendförderkonzepts langsam aber sicher nicht mehr Stand halten konnten. „Wir haben immer mehr Kinder und Jugendliche, auch viele Mädchen, dazubekommen, weshalb als nächster logischer Schritt der Bau eines neuen Jugendförderzentrums folgte“, berichtet Hollmichel.
2013 wurde selbiges beschlossen und am 21. Juni 2015 eingeweiht.

Uwe Hollmichel bei der Einweihung des Jugendförderzentrums im Juni 2015

Der Bau des Jugendförderzentrums


„Das Gebäude war mein Baby, ich habe darauf aufgepasst, wie auf meine eigenen Augäpfel.“ Das sagt Philipp Schmidt und wer den ehemaligen Anpfiff Koordinator für Schule, Beruf und Soziales in Kirchheim schon einmal in seinem Element erlebt hat, der glaubt ihm diese Aussage aufs Wort.
Mittlerweile ist Schmidt im Jugendförderzentrum Walldorf und in der Hauptgeschäftsstelle tätig, nachdem er von 2011 bis 2021 in Kirchheim seine Spuren hinterlassen hat. Das Prägendste in dieser Zeit ist fraglos der Bau des Förderzentrums gewesen.

Als die Zusage für den Bau des neuen Förderzentrums kam, war darüber wahrscheinlich niemand glücklicher als Schmidt. „Ich war derjenige, der jeden Tag geguckt hat, ob die Bagger endlich kommen“, schmunzelt er beim Gedanken an den sich anbahnenden Baustart. Quasi im täglichen Austausch mit Baufirma und Handwerkern sah er die Entwicklung Schritt für Schritt und plante die Nutzung der Räumlichkeiten bereits im Rohbau.

Sein Anspruch war hoch, wie er konkret schildert: „Der Zuwachs an Kindern und Jugendlichen war in diesen Jahren enorm. Neben dem sportlichen Bereich betraf das vor allem die Lernzeit und Hausaufgabenbetreuung. Nachdem wir das neue Gebäude als Anlaufstelle hatten, waren wir so richtig sichtbar und wurden auch von außerhalb wahrgenommen. Der Neubau war der entscheidende Schritt auf dem Weg zum Anpfiff-Jugendförderzentrum.“

Wer mit so viel Herzblut seiner Aufgabe nachgeht, der eckt ab und zu auch mal an. „Ich war nicht immer der beste Freund von allen und wollte den größtmöglichen Standard. In manchen Dingen war ich vermutlich auch etwas arg pingelig“, gibt Schmidt zu. Als Bruder im Geiste bezeichnet er in diesem Zusammenhang Thorsten Maaß: „Er legte als Jugendleiter extrem viel Engagement rein und hat mich immer sehr gut unterstützt. Und er war genauso penibel wie ich.“
Unter Schmidts Regie wurden soziale Projekte und die schulische sowie berufliche Betreuung der Jugendlichen vorangetrieben. Legendär sind seine Lego-Camps, die der leidenschaftliche Tüftler und Bastler regelmäßig veranstaltet hat. Außerdem initiierte er die „Entdeck, was in dir steckt“-Camps sowie das „Zirkuscamp“ in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Lebenshilfe, die weiterhin fester Bestandteil des Heidelberger Jugendförderzentrums sind.

Irgendwann geht aber jede Erfolgsgeschichte einmal zu Ende oder wird besser gesagt mit neuen Personen fortgeschrieben. „Es hat schon wehgetan, das Ganze nach zehn Jahren zu verlassen, aber ich bin ja immer noch in der Nähe“, sagt Schmidt mit einem Augenzwinkern. Von Walldorf aus sind die Wege kurz und er ist in regelmäßigem Kontakt mit seiner Nachfolgerin Simge Celik-Aydin.

Philipp Schmidt (rechts) mit Linus Rob

Der Quereinsteiger, der seiner Berufung nachgehen durfte

Mit Philip Rohnacher zu arbeiten, ist nicht nur angenehm, sondern einfach nur erfrischend. Das berichten Philipp Schmidt und Simge Celik-Aydin unabhängig voneinander. Mit beiden teilte sich Rohnacher über Jahre hinweg ein Büro als verantwortlicher Jugendkoordinator Sport in Kirchheim.
Der 30-Jährige, der ganz klassisch aus einer SGK-Familie stammt und quasi mit der Muttermilch am Sportplatz aufgezogen wurde, lebt den Verein vielleicht noch etwas mehr als jeder andere. Der Opa war lange Jahre Präsident und auch der Papa stand ganz in Diensten des Vereins.
Philip Rohnachers Weg zum Jugendkoordinator Sport liegt einerseits nahe, andererseits sprach eigentlich wenig für ihn, als Anpfiff diese Stelle ausgeschrieben hat. „Ich war gerade im Urlaub als ich von dem frei gewordenen Posten erfahren habe und habe mich umgehend darauf beworben“, berichtet er, räumte sich aber keine großen Chancen ein, „weil ich kein Studium vorzuweisen hatte.“ Aber, und das passt einfach zu ihm und seiner geradlinigen wie im positivsten Sinne unbürokratischen Art, er hat die Anpfiff-Verantwortlichen mit seinem Esprit überzeugt.
Als junger Kerl von gerade einmal 23 Jahren übernahm er bei der SGK 2017 und machte sich sofort ans Werk. Von Anfang an mit Manuel Moser an seiner Seite. Der damalige U15-Coach hat in der Kirchheimer Jugend viele Jahre Erfahrung gesammelt und trainiert mittlerweile die Herrenmannschaft in der Landesliga.

Rohnachers erste Amtshandlung hatte wenig überraschend mit Manuel Moser zu tun. „Ich habe ihn erst einmal zum U19-Trainer befördert und dort hat er die Ära vom Landesliga-Durchmarsch bis in die Oberliga maßgeblich mitgeprägt“, sagt Philip Rohnacher. Nebenbei erreichte die U19 in der Saison 2018/19 das badische Pokalfinale, schlug auf dem Weg dorthin den SV Sandhausen in einem dramatischen Derby und unterlag erst im Finale der TSG Hoffenheim, die in jener Saison das Final Four der Youth League – die Champions League der A-Junioren – erreichte.

Wenn Philipp Schmidts Baby der Bau des Förderzentrums war, dann war selbiges von Philip Rohnacher der neue Athletikraum. Der Anbau an das Förderzentrum wurde im Juni 2023 eingeweiht und ist in seiner Funktionalität ein wahres Schmuckstück. Der kickende Nachwuchs darf hier unter professionellen Bedingungen trainieren, aber auch unter dem Aspekt der Verletzungsprophylaxe beziehungsweise der Rehamaßnahmen nach Verletzungen ist der Athletikraum wichtig für den Verein.

Philip Rohnacher (rechts) & Nachfolger Christoph Rehm

Als Rohnachers Mentor fungierte von Anfang an Uwe Hollmichel. Der erinnert sich gerne an das Vorstellungsgespräch seines Schützlings zurück: „Ich weiß noch, wie Dietmar Pfähler gesagt hat, ´der gefällt mir so gut, den nehmen wir´. Für mich wenig überraschend, hat sich Philip von Anfang an super verkauft. Dabei hat er mit Philipp Schmidt ein super Duo gebildet, dem wir als Verein versucht haben so viele Freiräume wie möglich zu geben. Das ist meiner Ansicht nach auch die Aufgabe eines Vorstands: Den Rücken stärken, nicht überall reinreden und die Leute Freigeister sein lassen.“

Infrastrukturell und sportlich forderte dies alles eine ganze Menge von einem jungen Familienvater, wie Rohnacher einer ist. Sich irgendwo zu schonen, kam für den Machertyp in diesem Zusammenhang nie in Frage. Er konstatiert: „Ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet. Unter der Woche im Förderzentrum und dann samstags sowie sonntags auf den Sportplätzen bei unseren zahlreichen Mannschaften.“

Irgendwann fordert das seinen Tribut, deshalb hat er vergangenes Jahr eine Entscheidung getroffen und sagt: „Mit einem vierjährigen Junior und einer Tochter, die gerade auf dem Weg ist, ist es schwierig, wenn die ihren Papa sehen wollen.“ Außerdem sah er die sportliche Entwicklung an ihrem bestmöglichen Ende angekommen: „Mit der U19 in der Oberliga ist das Maximum für uns in Kirchheim erreicht. In die Bundesliga aufzusteigen, wäre unvorstellbar, deshalb war für mich klar, dass ich sportlich nur in einem anderen Verein weiterkommen kann.“ Das wäre allerdings wieder zu Lasten der Familie gegangen, weshalb er sich für den größtmöglichen Schritt entschieden hat.

Umzug nach Mauritius

Seit Januar 2024 lebt Familie Rohnacher auf Mauritius, wo der Papa im Management einer Firma für den Einkauf von Rohmaterial zuständig ist. Nach den ersten Monaten auf der Trauminsel sagt er: „Wir haben uns super eingelebt und der Job macht mir sehr viel Spaß. Dazu kommen ein früher Feierabend und viel Zeit für die Familie. Ich bereue nichts.“

Die Brücken in die Heimat, man kann es sich denken, sind breit und intakt. Philip Rohnacher hat nach wie vor engen Kontakt zu Simge Celik-Aydin, seinen anderen früheren Weggefährten sowie seinem Nachfolger Christoph Rehm. Er berichtet mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich schaue aber noch ganz genau auf die Ergebnisse unserer Jugendmannschaften.“ Einmal SGK – immer SGK eben.

Einweihung des Jugendförderzentrums in Heidelberg im Juni 2017

Der auf allen Ebenen angetriebene Wiedereinstieg nach Corona

Voller Energie und quirlig unterwegs, ist seit September 2021 Simge Celik-Aydin. Die Bildungswissenschaftlerin folgte auf Philipp Schmidt als Jugendkoordinatorin Schule, Beruf und Soziales.
„Ich kam quasi direkt aus der Coronazeit in die Präsenz“, berichtet sie von ihrem Einstieg bei Anpfiff, wofür sie sehr eng mit Philipp Schmidt zusammengearbeitet hat: „Philipp hat mir am Anfang sehr geholfen und ist heute noch ein wichtiger Ansprechpartner für mich.“

Mit Philip Rohnacher bildete sie sofort eine bestens funktionierende Einheit, aus der eine enge Freundschaft entstanden ist. „Bei Anpfiff sagt man nicht umsonst, dass wir ein Traumduo waren“, lacht Celik-Aydin. Die beiden telefonieren heute noch täglich miteinander und wenig überraschend, hatte Simge bei Philips Abschied mehr als ein weinendes Auge, auch wenn sie sich für ihren Freund und dessen Familie gefreut hat. Sie erzählt: „Da war ich sehr traurig. Philip war immer von früh bis spät da und er kannte alle Spieler. Die Arbeit war für ihn vielmehr Berufung als Job.“

Philipp Rohnacher mit seiner Nachfolgerin Simge Celik

Nachdem Celik-Aydin direkt von der Uni bei Anpfiff startete, durfte sie in der Praxis von ihrem unkomplizierten wie nimmermüden Mitstreiter profitieren. „Auch, wenn ich Pädagogik studiert habe, habe ich von Philip super praktische Tipps erhalten, wofür ich ihm sehr dankbar bin und nie das Gefühl hatte, belehrt zu werden“, sagt sie.

Seit sie vor rund zweieinhalb Jahren in Heidelberg begonnen hat, hat sie einiges vorangetrieben. Im Förderzentrum werden mittlerweile 30 Nachhilfestunden pro Woche angeboten und donnerstags findet eine immer beliebter werdende Veranstaltung statt – der Speaking Club. Angeleitet von Lewis Paling, passenderweise ein ehemaliger SGK-Kicker, der seine Fußballschuhe mittlerweile für den Verbandsligisten FC Zuzenhausen schnürt, lernen Kinder sich mit der englischen Sprache vertraut zu machen. Die Jugendkoordinatorin freut das ganz besonders, „weil sich viele nicht trauen sich im Unterricht zu melden. Im Speaking Club können sie völlig frei ohne Leistungsdruck drauflosreden.“

Darüber hinaus schiebt sie die sozialen Projekte an und ist sehr erpicht darauf, dass jede Jugendmannschaft mindestens ein solches Projekt pro Saison absolviert. Simge Celik-Aydin sagt: „Es geht mir darum, den Jugendlichen nahe zu bringen, dass man auch etwas leisten kann, ohne im Gegenzug etwas zu verlangen. Das ist eines der Prinzipien von Anpfiff und das müssen wir uns immer wieder vergegenwärtigen.“

erstellt von Christopher Benz am 12.04.2024